Geschichte

Als erste Gemeindeschwester nahm die Diakonisse Käthe Meyer vom Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhaus Volksdorf am 22. Mai 1955 ihre Tätigkeit auf. Die Kirchengemeinde übernahm die Kosten für den Lebensunterhalt, während der Gemeindepflegeverein für die Finanzierung von Wohnung, Ausrüstung, Medikamenten u.ä. aufkam. Das große Engagement vieler Volksdorferinnen und Volksdorfer für diese Initiative kam darin zum Ausdruck, dass die Ausstattung der Schwesternstation vollständig durch Sachspenden ermöglicht wurde. In den ersten acht Jahren arbeitete Schwester Käthe allein für Hilfsbedürftige in der Gemeinde. Dann war der Bedarf so stark gewachsen, dass eine zweite Schwester eingestellt wurde, später noch bis zu drei Altenpflegerinnen.

Es war für die Menschen in Volksdorf beruhigend zu wissen, dass sie tagsüber und auch nachts bei der Schwesternstation anrufen konnten. Am 22. April 1956 fand die zweite Mitgliederversammlung des Vereins statt, diesmal im kirchlichen Tagungshaus Lichtensee. Im Bericht des Vorstands wurde über die Arbeit der Gemeindeschwester berichtet: „In rund sieben Tätigkeitsmonaten in 1955 sind 1.194 Krankenbesuche, in den ersten drei Monaten 1956 449 Krankenbesuche gemacht wurden; daneben rund 800 sonstige Besuche. Wir danken Schwester Käthe herzlich für alle Arbeit an Kranken und Gesunden und wir hoffen zuversichtlich, dass der Segen des Herrn diese Arbeit begleitet. Es ist unsere Meinung, die genannten Zahlen bekräftigen, dass in der großen Kirchengemeinde Volksdorf eine Schwesternstation nötig ist und dass diese Einrichtung nach und nach mehr an Bedeutung gewinnen wird .

Es darf hier noch einmal gesagt werden, dass die Hilfe der Gemeindeschwester von jedem unentgeltlich erbeten werden kann; Bedürftigkeit und Konfessionszugehörigkeit werden nicht voraus gesetzt.“ Die Mitglieder des Vereins leisteten von Anfang an nicht nur finanzielle, sondern auch ganz praktische Hilfe für Kranke und Bedürftige. In den Akten des Vereins findet sich ein Brief vom 28. Dezember 1958 an Herrn Kränz, dem Vorsitzenden des Gemeindepflegevereins: „Welch eine Freude, als wir die schönen Jacken sahen. Wir konnten es gar nicht glauben, dass uns die Jacken gehören sollten. Sicher hat Frau Pantke Ihnen erzählt, dass wir Waisenkinder sind und schon viele Jahre in dem Haus ‚Gottes-Gabe’ sind ...

Nun möchten wir Ihnen einen kurzen Bericht über unser Weihnachtsfest geben. In den letzten Tagen war es überall so geheimnisvoll., Mutter und drei Kinder fieberten hoch .Es gab alle Hände voll zu tun für mich: Brust und Wadenwickel anlegen und erneuern, Getränke verteilen, Betten machen, Spielzeug aufsammeln, das Neugeborene wickeln und baden. Nebenbei musste auch noch die Wäsche aufgehängt und notdürftig aufgeräumt und abgewaschen werden. Um Zeit zu sparen, Kinder auf dem Wege der Besserung waren, machte ich manche Spaziergänge und Spiele mit ihnen. Die Mutter überstand die Grippe nicht ohne Komplikationen und war erst nach vier Wochen in der Lage, mit einer glücklicherweise gefundenen Morgenhilfe ihre Familie wieder selbst zu versorgen.“

Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Hilfe für alte Menschen zu einem Schwerpunkt der Arbeit, eine Tätigkeit, die zahlreiche Familien bei der Pflege von Angehörigen entlastet hat. Aus der spontanen Hilfe in Notsituationen wurde häufig eine Langzeitbetreuung durch eine Familienhilfedame, wobei es sich nicht um Krankenpflege im engeren Sinne handelte. Am 9. Mai 1978 fand im Gemeindezentrum St. Johannes die jährliche Mitgliederversammlung des Gemeindepflegevereins statt, bei der es vor allem um die Gründung eines rechtsfähigen Vereins ging. Während der Versammlung wurde die Satzung beraten und angenommen sowie das Gründungsprotokoll unterzeichnet. Eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung der Satzung hatte der Jurist Dr. Georg-Chr. Beeck übernommen. In den Vorstand des neuen Vereins wurden gewählt: Herr Wilhelm Schliephack (Vorsitzender), Frau Marianne Stelter (stellvertretende Vorsitzende) und Herr Adolf Lau (Kassierer). Schriftführerin des neuen Vereins wurde Frau Anna Lau. Als eingetragener Verein konnte sich der Gemeindepflegeverein erfolgreich um eine Anerkennung seiner Gemeinnützigkeit bemühen und nun Spendenbescheinigungen ausstellen, die sich steuermindernd für die Spenderinnen und Spender auswirkten. Herr Schliephack stellte aus Anlass der Gründung des eingetragenen Vereins im November 1978 die Arbeit in „Kirche in Volksdorf“ vor. Er schrieb über die Familienhilfe unter Leitung von Frau Stelter:„Diese Familienhilfe besteht aus einer Anzahl Helferinnen, die auf Abruf zur Verfügung stehen. Sie stellen eine Art Feuerwehr für Notfälle dar ... Eine besondere Ausbildung ist nicht erforderlich; Erfahrungen im eigenen Haushalt und menschliches Einfühlungsvermögen genügen. “Als zweiten Arbeitsbereich beschrieb Herr Schliephack die Altenhilfe, die insbesondere durch fürsorgliche, medizinische und pflegerische Hilfe erfolgte: „Die Aufgaben werden von der Gemeindeschwester und den Altenpflegerinnen übernommen, die von der Kirchengemeinde getragen werden. Um die Kirchengemeinde zu entlasten, trägt der Verein seit Anfang dieses Jahres ein halbes Gehalt einer Altenpflegerin. 1979 bewilligte das Kirchenamt in Kiel zwei zusätzliche Stellen mit jeweils 40 Stunden für die Kirchengemeinde Volksdorf. Diese Stellen wurden mit einer Vollschwester und zwei Halbtags-Altenpflegerinnen besetzt. Die Schwestern arbeiteten eng zusammen mit den Damen der Familienhilfe und dann auch mit der neu geschaffenen Einsatzleitung für die Zivildienstleistenden.